mitmischen.de ist eine relativ neue Web 2.0 Seite, initiiert vom Deutschen Bundestag mit dem Ziel, Jugendliche für Politik zu interessieren.
Mit Abgeordneten und anderen Jugendlichen diskutieren, sich informieren, selbst aktiv werden – mitmischen in der Welt der Politik. Genau das sollen Jugendliche auf dem gleichnamigen Jugendportal des Deutschen Bundestages können: www.mitmischen.de
Mitmischen.de will mehr als ein reines Informationsportal sein: Jugendliche erfahren hier zwar viel über Geschichte, Organisation und Arbeitsweise des Parlaments. Doch in erster Linie sollen sie die Inhalte der Seite auch mitgestalten – mit ihren Fragen, Meinungen und Kontroversen: Hierzu stellt die Plattform für den Austausch Foren und Chats sowie ein Blog zur Verfügung. Einmal im Monat gibt es einen Live-Chat mit Abgeordneten aller Fraktionen zu einem Schwerpunktthema, das die Jugendlichen zuvor der Redaktion vorgeschlagen haben. Die Protokolle vergangener Sitzungen können eingesehen werden. Die Themen der vergangenen Monate waren unter anderem Religion und Glaube, Sucht und Drogen sowie Integration. Für den 05.03. wird ein Chat zum Thema Datenschutz unter der Überschrift “Wer darf was wissen?” angeboten.
Nach Auskunft der Betreiber sind inzwischen 8500 Jugendliche Mitglied der “Mitmischen-Community” und beteiligen sich an Chats und Votings, schreiben Kommentare, Foreneinträge und schlagen neue Schwerpunktthemen vor. Über 200 Abgeordnete aus allen Fraktionen sind zudem in der “Fraktion Mitmischen” aktiv. Sie chatten und bloggen, schreiben Kommentare zu den Schwerpunktthemen, posten im Forum und beantworten die Fragen der User.
Videoclips auf den Seiten, das WebTV-Angebot des Deutschen Bundestages wurde verlinkt, runden das Web 2.0 Angebot ab. Neu hinzugekommen ist der Gesetzes-Tracker: Mitmischen.de begleitet hier ausgewählte Gesetzesvorhaben auf ihren Stationen zum fertigen Gesetz – von der Einbringung des Entwurfs über die Diskussionen im Plenum, den Ausschüssen des Bundestages und im Bundesrat bis zu ihrem Inkrafttreten.
Quelle: Vorlage von Mitmischen.de, redaktionell bearbeitet von mir für den LFB.
Was ich für den LFB so nicht schreiben konnte, will ich hier loswerden – einfach weil es raus muss: Die Seite ist sehr staatstragend ausgefallen und auf Grund ihrer Ausrichtung auf ein wohl lesefaules Publikum eher bunt und meist kurz betextet. Politische Theorie ist kein Thema – Positionen bleiben “halt Meinungen” und werden nicht weiter analysiert. Tiefer gehende Einsichten in politische Prozesse, Interessen und Philosophien können so kaum gewonnen werden – auch wenn an vielen Stellen (z.B. im Gesetzes-Tracker) durchaus gute Ansätze vorhanden sind.
Dieser Hang zur Oberflächlichkeit macht sich auch in den Chats breit: In rund einer Stunde können die Themen lediglich auf einem Sabine Christiansen Niveau angegangen werden – wenn sich die Themenstellung selbst denn überhaupt an grundlegende Kontroversen heran traut: Das aktuelle Thema Datenschutz scheint nur ein Problem in der Beziehung Bürger – Unternehmen / Plattformbetreiber zu sein. Die Beschneidung bürgerlicher Freiheitsrechte durch die flappsig “Otto-Katalog” und “Stasi 2.0” genannten Gesetzesinitiativen der letzten Jahre sind hier kein Thema der Seitenbetreiber.
Lediglich der Blog der Seite gibt Ausblick auf eine andere Welt – und ist deswegen stellenweise lesenswert. Was mir auch aufgefallen ist: Ich glaube nicht, dass es bei Jugendlichen gut ankommt, wenn Politiker sich einer Sprache bedienen, die man im Lexikon der Jugendsprache vorfindet – vor allem dann nicht, wenn eine ältere Ausgabe verwendet wurde. Das wirkt anbiedernd und Jugendlichen fällt das sicherlich noch schneller auf als mir.
Dazu kommt, dass ich den meisten mitspielenden Politiker/innen nicht abnehme, dass diese tatsächlich Web 2.0 im Blut haben. Wie ich darauf komme? Nun:
Mir persönlich gefallen Seiten, die mich inhaltlich auch mal gegen den Strich bürsten, überraschend sind oder Vorurteile durch Fakten angehen weitaus besser als der-artig-es.